Mittwoch, 29. Dezember 2010

banksy


Mir gefällt es ganz gut, dass die Banksy-Technik nun im deutschen Stadtbild angekommen ist. Auch wenn das Problem der fehlenden Eigentümereinwilligung nicht beseitigt ist, hat die Arbeit mit der Schablone und der Farbe seine Vorteile. Die aus meiner Sicht nicht mal schönen, sondern bloß störenden Tags von Gangs und Jugendgruppen können einfacher ersetzt werden. Die Schablone produziert zumindest ein "sauberes" irgendwie klareres Bild. So detailverliebt, wie im unteren Bild, sind freihändige Wandverzierungen ansonsten eben nicht immer.

Freitag, 8. Januar 2010

kandinsky lebt!


Das Prinzip der inneren Notwendigkeit war schon Thema eines anderen Eintrags - und doch lässt es nicht los. Wer geprägt durch dieses Prinzip - der Effekt heißt wohl Priming? - und auf der Suche nach dessen Spuren durch die Straßen geht, wird manchmal fündig.

foto stuff: silvester knallen









Mittwoch, 30. Dezember 2009

jahre tage

Das vergangene Jahr hatte unterschiedliche Titel: Mendelssohn-Jahr, Bauhaus-Jahr. So steht auch 2010 unter vielfältigen Zeichen: Chopin, Schumann und Melanchthon gehören neben vielen Weiteren zu den bedachten bekannten Persönlichkeiten. Ihre Heimat- und Ruhestätten sowie die Orte ihrer Lebensstationen und andere sammeln Ausstellungen, Vorlesungsveranstaltungen, Lesungen und Konzerten, die des jeweiligen Jahrestitelträgers gedenken. Sie feiern den 200. Geburtstag eines Künstlers, den 90. Geburtstag einer Kunstbewegung - man darf gespannt sein, zu welcher Steigerung der Festivitäten sich die betroffenen Städte anlässlich des 100. Geburtstages aufraffen. Und bei den zahlreichen Ereignissen der letzten Jahrhunderte wo fängt man an und wo auf? Nimmt man neben den Geburtstagen die Todestage hinzu, vervielfältigen sich die Möglichkeiten der Ehrung weiter.
Ist dies ein ehrenvolles Gedenken von Geschehenem, ein Lebendig halten von Kultur oder ein Versuch Reiseziele anzupreisen und neue Publikumskreise zu akquirieren? Auch wenn dieses Gedenken bereits seit einiger Zeit praktiziert wurde, scheint mir doch der Titel "*Jahr" und die große Aufmerksamkeit für die in diesem Rahmen angebotenen Freizeitvergnügen eine recht neue Erscheinung der letzten Jahre zu sein. Wie dem auch sei, interessant ist es in jedem Fall sich fokussiert mit verschiedenen Facetten eines Themas zu beschäftigen, um es sich so differenzierter zu erschließen - die Informationen bleiben außerdem länger im Gedächtnis verhaften - und dazu bietet das Brimborium der Jahre vielfältige Möglichkeiten. Also lasst uns in diesem Jahr freuen auf Chopin und Schumann!

Freitag, 18. Dezember 2009

Montag, 14. Dezember 2009

Kunst im öffentlichen Raum - Igor Mitoraj u.a.


Die Kunst in einem öffentlich zugänglichen Raum hat es einfacher und schwerer als Museumskunst: Einerseits kommt kein aufmerksamer Vorbeigehender um sie herum, andererseits sind sie nicht eins mit den Alltagsgegenständen der Umgebung. Ein Museum bezweckt nichts anderes als die Beherbergung und Ausstellung von Gegenständen, während Straßen und Plätze dem gesamten öffentlichen Leben ohne Fokus auf ästhetische Fragen dienen. Kunst (hier einmal eng als "von Künstlern erkauft" verstanden) kommt daher unerwartet und überraschend, so dass die Ansprüche Vieler an derartige Gegenstände auch ganz andere sein werden: Wie verhält sich das Objekt zur Umgebung? Störend oder ästhetisch eingepasst? Ist eine Bedeutung gerade auch zur Umgebung ableitbar? Außerdem dürfte das Hintergrundwissen des Betrachters im Regelfall dürftiger sein - ein Museum informiert durch Schautafeln umfassender als der öffentliche Platz.
Aus diesen Gründen ist häufig Ratlosigkeit zu erleben. Die oben abgebildete von Igor Mitoraj hat seit 2003 ihren Platz auf dem Krakauer Hauptmarkt gefunden. Es ist nicht leicht ohne iPhone den Künstler herauszufinden, es fällt auch nicht leicht den leeren Kopf dem Turm dahinter zuzuordnen. Umso erfreulicher ist daher, dass auf dem Photo ein Kran hinter dem Kopf aufragt. Häkelprojekte oder Strickattacken wie die in Australien
sind wohl schlicht Geschmackssache. Das Problem der fehlenden Information und Einbeziehung der Öffentlichkeit behebt die interaktive Kunst, wofür die Projekte von Liselot van der Heijden - insbesondere fällt in dem Zusammenhang Rear Window von 2001 ein - ein Zeugnis abgeben. Sie zeigt bspw. einen Film in einem Schaufenster, dessen Figuren wiederum mit einem Fernglas den Zuschauer zu beobachten scheinen. Klare Aussage, klare Einbeziehung und wahrscheinlich demzufolge eine unmittelbare Reaktion der Zuschauer. Wenn die Kunst im öffentlichen Raum das nicht schafft, was nützt ihr dann die Öffentlichkeit?

Freitag, 11. Dezember 2009

Gesellschaften und das Rechtsbewusstsein

In einem Aufsatz von Robert Cooter in der Fordham Law Review von 2006 fand ich folgende, für jeden kulturinteressierten Gesetzesbrecher erhellende Passage:
"First, people in different societies respect and disrespect different laws, and the patterns often seem arbitrary or random. When I was visiting a Swiss colleague, we walked to a department store in Berne. At the store's entrance, the shoppers left bags, bundles, and babies while they nipped inside. I remarked to my colleague, "An American who did this in San Francisco would have his bags and bundles stolen, and he would be arrested for leaving his baby unattended. The Swiss are remarkably honest." He replied, "While I was teaching in Berkeley, I was amazed to find that students seldom cheat on exams. Swiss students think that cheating on exams is their right, and helping others to cheat is their duty." Some data supports the point of this anecdote--that people in different societies internalize and externalize different legal obligations in unpredictable patterns."
Verrückte Leute!?

Samstag, 7. November 2009

geheimdienst ausspioniert

Article 12 was an exhibition shown at Stroom in The Hague from April to June, 2008. The exhibition, as well as the works within it, fulfilled Jill Magid's commission for the Dutch secret service (AIVD). The AIVD has since censored and confiscated some of the works that were on view, as well as a book Magid wrote afterwards on her experience working with the service." Jill Magid ist die umstrittene Künstlerin, die mit Vorliebe in diejenigen Organisationen, deren Funktion es ist, Menschen zu überwachen, möglicherweise auszuspionieren, eindringt, um es ihnen umgekehrt gleichzutun. Seit Article 12 hat sie weitere Ausstellungen dieser Art veranstaltet, seit September bis Januar ist die Ausstellung "Authority to Remove" in der Londoner Tate Modern zu sehen.
Ob die Künstlerin nun tatsächlich derart tief in die Struktur des Geheimdienstes eindrang und auf diese Art zur Gefahr wurde, ist nicht ganz sicher. Der niederländische Geheimdienst präsentiert eine leicht andere Version: er habe Jill Magid nicht als "consultant" angeheuert, sondern sie sollte ein Kunstwerk für das neue Gebäude schaffen und so weiter. Diese Umstände scheinen doch etwas merkwürdig, aber die Idee fasziniert. Kunst ist zum anschauen da (wird etwa Kunst erst durch einen Betrachter zur Kunst?), Geheimdienste zum schauen. Kunst versucht eine Neuinterpretation des Erlebten und Geheimdienste suchen Erlebnisse. Kunst versucht eine Reaktion hervorzurufen, Geheimdienste sollen präventiv Reaktionen verhindern? Ob diese Gegenüberstellungen so zwingend sind, sei dahingestellt, sicher könnte man ganz andere Gegensätze und Parallelen hervorheben. Sicher ist aber, dass die Interaktion zwischen dem Medium und dem Sujet ein besonders prägendes Element der Arbeiten von Jill Magid sind und einen wesentlichen Bestandteil der von ihr ausgehenden Faszination ausmachen. Zum Sujet gehören dann wohl auch die etwas chimärenhaften Geschichten der Informationsquellen un über diese selbst.

schützenswerte schwangerschaften

Article X SECTION 21 of Floridas Constitution regelt detailliert, wie man mit schwangeren Schweinen umzugehen hat. Warum ausgerechnet Schweine? Und warum Schweine vor Minderjährige, zu deren Schwangerschaften Section 22 der Constitution sich auslässt? Vor allem: warum in der Verfassung, das höchste Recht Floridas. Kurios finde ich...

Limiting cruel and inhumane confinement of pigs during pregnancy.--Inhumane treatment of animals is a concern of Florida citizens. To prevent cruelty to certain animals and as recommended by The Humane Society of the United States, the people of the State of Florida hereby limit the cruel and inhumane confinement of pigs during pregnancy as provided herein.

(a) It shall be unlawful for any person to confine a pig during pregnancy in an enclosure, or to tether a pig during pregnancy, on a farm in such a way that she is prevented from turning around freely.

(b) This section shall not apply:

(1) when a pig is undergoing an examination, test, treatment or operation carried out for veterinary purposes, provided the period during which the animal is confined or tethered is not longer than reasonably necessary.

(2) during the prebirthing period.

(c) For purposes of this section:

(1) "enclosure" means any cage, crate or other enclosure in which a pig is kept for all or the majority of any day, including what is commonly described as the "gestation crate."

(2) "farm" means the land, buildings, support facilities, and other appurtenances used in the production of animals for food or fiber.

(3) "person" means any natural person, corporation and/or business entity.

(4) "pig" means any animal of the porcine species.

(5) "turning around freely" means turning around without having to touch any side of the pig's enclosure.

(6) "prebirthing period" means the seven day period prior to a pig's expected date of giving birth.

(d) A person who violates this section shall be guilty of a misdemeanor of the first degree, punishable as provided in s. 775.082(4)(a), Florida Statutes (1999), as amended, or by a fine of not more than $5000, or by both imprisonment and a fine, unless and until the legislature enacts more stringent penalties for violations hereof. On and after the effective date of this section, law enforcement officers in the state are authorized to enforce the provisions of this section in the same manner and authority as if a violation of this section constituted a violation of Section 828.13, Florida Statutes (1999). The confinement or tethering of each pig shall constitute a separate offense. The knowledge or acts of agents and employees of a person in regard to a pig owned, farmed or in the custody of a person, shall be held to be the knowledge or act of such person.

(e) It is the intent of this section that implementing legislation is not required for enforcing any violations hereof.

(f) If any portion of this section is held invalid for any reason, the remaining portion of this section, to the fullest extent possible, shall be severed from the void portion and given the fullest possible force and application.

(g) This section shall take effect six years after approval by the electors.

History.--Proposed by Initiative Petition filed with the Secretary of State August 5, 2002; adopted 2002.

Montag, 2. November 2009

contemporary artists: jeff koons und approbation art

Jeff Koons ruft recht gespaltene Eindrücke hervor. Das Hanging Heart aus der Celebration Series auf der einen Seite - oder die riesen Puppy - sind nicht umsonst weltbekannt. Ihre Größe, ihre Verarbeitung, ihre Farben sind schillernd, "man" ist beeindruckt. Auch seine hyperrealistischen Bilder faszinieren wegen ihrer Plastizität. Auf der anderen Seite aber produziert Jeff Koons viele Nachahmungen von bereits Gewesenem - bewusst und daher strenggenommen in der Tradition der manipulierende Kopien zur Philosphie erhebenden Appropriation Art. Er verfremdet das Gefundene durch veränderte Materialien, Größen und Farben, aber dennoch sind die Abbilder häufig so nahe am Original, dass die Eigenständigkeit durchaus legitim in Frage gestellt werden darf. Man denke nur an die verschiedenen Urheberrechtsprozesse, den Verlorenen gegen den Fotografen Art Rogers wegen der 1987 hergestellten Abbilder von Puppies nach einem Foto, oder den Gewonnenen um 2000 gegen die Fotografin Andrea Blanch. Der künstlerische Schaffenzprozess ist damit zumindest reduziert. Zumal er seine auch technisch anspruchsvollen Arbeiten mit stainless steel mit einem Haufen von Mitarbeitern in einer Werkstatt produziert. All das ist Pop Art auf die Spitze getrieben, denn die Kunst selbst Teil wird des Konsumdenkens. Die Kunst selbst ist produziert.


Die erste Retrospektive - in Versailles im letzten Jahr- brachte hingegen die faszinierenden Facetten der Objekte von Jeff Koons recht vorteilhaft zur Geltung. Merkwürdigerweise wirken die Objekte in der prunkvollen Umgebung des barocken Schlosses nur zum Teil fremd. Einerseits zeigt dies, wie viel Nachahmung doch in dem Werk aufzuzeigen ist. Andererseits glänzt stainless steel passend wie das die Skulpturen umgebende Gold, sie nehmen den barocken Glanz auf. Andere Objekte, wie die Tierfuguren sprengen dann doch den steifen Rahmen und weisen auf kindlichere Spiele hin als es die Ornamente der Räume ursprünglich vorsahen. Diese Interaktion zwischen Raum und Objekt ist jedenfalls nicht nur äußerst ästhetisch, sie gibt auch viel Raum für Interpretation: Ist die Konsumkultur nur auf nivellierterem Niveau neu erstandener, im Kern jedoch bereits bekannter barocker Zug? Ist dann nicht die neudefinierende Nachahmung der Approbation Art ehrlicher - weil alles in Traditionen wiedergefunden werden kann? Oder geht es nur darum, Objekte möglichst glänzend und prunkvoll in Szene zu setzen, Ehrfurcht hervorzurufen? Mag man auch den künstlerischen Prozess bei Jeff Koons kritisch sehen, zumindest beeindruckend allein wegen ihrer Größe sind die Arbeiten schon. Sie haben immerhin Resonanz.