Donnerstag, 27. August 2009

emil schumacher und die spiritualität

Dem in Hagen geborenen Künstler Emil Schumacher wird mit dem Emil Schumacher Museum in Hagen ein sehr moderner Ausstellungsraum gewidmet. Seine informel Malerei als emotional spontane Gegenstandslosigkeit ist dort in wechselnden Ausstellung zu sehen. Als abstrakt und expressiv könnte man auch die klar strukturierten Glasfassaden des Gebäudes beschreiben, das auch für Feiern genutzt werden kann.


Das Museum feiert zunächst am 28. und 29.08.2009 seine Eröffnung, zu der der Ministerpräsident des Landes NRW, Jürgen Rüttgers, geladen ist. Neben den Segen der Politik soll auch eine weniger weltliche Anerkennung treten. Denn das Kunstquartier wird mit einer ökumenischen Feier eingeweiht, damit das „Kunstquartier auch eine spirituelle Dimension bekommt“, so der Direktor des Osthaus Museums Dr. Tayfun Belgin. Das allerdings scheint doch eine ungewöhnliche Kombination zu sein: Zum einen erinnert der Begriff „spirituell“ an Weltanschauung und nicht an Religion. Zum zweiten ist die Frage, wer das Spirituelle und die Kunst überhaupt verbunden sehen möchte. Denn das Erzeugnis spiritueller Kunst ist pathetisch-idealistisch-verklärend mit engen Wirkungsvorstellungen: „Die bildende Kunst hat einen Auftrag! Gerade in der heutigen Zeit sollte sie vermehrt mit klaren Botschaften den suchenden Menschen Wege zeigen. Möglichkeiten, sich selbst zu finden, um Horizonte zu öffnen und den Betrachter zum Handeln zu «inspirie­ren». (...) Dies ist der Punkt, an dem die spirituell inspirierte Kunst ansetzt: Menschen zum eigenen Nachdenken zu bewegen. Sie soll den Betrachter zum Innehalten führen, ihm wieder den Zugang zu sich selbst geben. Damit er den Dialog mit der Schöpfung findet und mit dem eigenen, göttlichen EGO in Kontakt kommt. Spirituelle Kunst kann mögliche Wege zeigen oder den Einstieg in eine lange verborgene Welt wieder zugänglich machen. (...) Was von der Zivilisation letzten Endes übrig bleibt, ist ihre Kunst. Sie ist Zeugnis, wie wir Menschen gelebt und gewirkt haben, Zeugnis unserer Ethik und Moral.“ Also Engel, Heilbilder, Astro-Art, Energiebilder, Heilige Geometrie, Kosmische Energieformen, Zen Art. 
Diese Dimension wollte Dr. Tayfun Belgin dem Emil Schumacher Museum gewiss nicht einverleiben. Emil Schumacher, der Künstler mit den Hammerbildern und den irdischen Strukturen. Mit einem Hammer bearbeitete er die Leinwand, um graphisch großen Linien durchbrechende und ergänzende Texturen zu schaffen. Mit Kratzen, Schaben, Schneiden, Spachteln bricht er große Flächen auf. Er betrachtete den Prozess des Malens als Angriff: „Die äußerste Form Widerstand zu brechen, ist die Zerstörung: ein primitiver Gestus der Verzweiflung und der Lust. Die Antwort heißt nicht: (...) wiederherstellen, sondern: den Zerstörungsakt dem Bilde einverleiben.“ Der Prozess des Malens ist dann Teil des Expressiven, aber es ist an anderes Verborgenes, was dann zum Vorschein kommt. Eben keine spirituelle Kunst, sondern informel Kunst. Deswegen gefällt das Konzept des Museums, mit dem Atelier des Künstlers die Ausstellung zu beginnen und dort filmisch dessen Arbeitsweise nahezubringen. Ohne Spiritualität in der Kunst verspricht also das Emil Schumacher Museum zu gefallen.

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