Samstag, 3. Oktober 2009

mauvenfarbene auren

"Die Hexen von Eastwick" von John Updike ist ein merkwürdig schillernder Roman. Eine der drei Hexen von Eastwick, Alexandra, hat eine besondere Gabe; Menschen umgebende, farbige, leuchtende Auren wahrzunehmen. Dann sieht sie eine pulsierende, mauvenfarbene Aura, es leuchtet schwach der erdige Ton des Pfarrers und Geliebten der befreundeten Hexe - oder so ähnlich. Nun, dachte ich zunächst, was für ein Quatsch. Und auch Wikipedia steht derartigen Wahrnehmungen skeptisch gegenüber: "Als Aura oder Energiekörper eines Menschen wird in verschiedenen esoterischen Lehren eine Ausstrahlung bezeichnet, die für psychisch oder anderweitig entsprechend empfindsame Menschen als Farbspektrum, das den Körper wolken- oder lichtkranzartig umgibt, wahrnehmbar sein soll." Diese Skepsis nährt sich weiter durch ernsthafte google-Recherchen, bei der man auf folgende Weisheiten stößt. "Blau bedeutet Klarheit. Die Menschen mit blauer Aura-Energie erschaffen Klarheit mit ihrer Stimme, bringen klare Gedanken und Energien verbal in düstere Gefilde, wenn sie sich in der entsprechenden Umgebung befinden. Sie werden auf diesem Planeten sehr gebraucht, und besonders in Deutschland. In den USA ist blau weniger notwendig, die Strukturen sind klarer, dafür fehlt es an orangefarbenen Energien. Der Dalai-Lama hatte früher silberne Aura-Energie: seherisch, spirituell, tiefreligiös im besten Sinne. Bis er sich mit dem Westen einließ... Falls du mal vor einer stehst, die einen goldenen Energiekreis hat, dann ist es ein Engel oder etwas dergleichen! Auf jeden Fall kein „normaler“ Mensch." Normal ist ein hochkomplexes Konzept. Dessen Verwendung in diesem Kontext mich jedenfalls davon abgeschreckt, tiefer in die Esoterik der Feinstofflichkeit einzudringen.


Wenn man trotz derartiger Merkwürdigkeiten wohlwollend und gepflegt über Auren sinniert, lassen sich in der Tat zu einigen Personen Farben assoziieren. Als schönes Spiel. Die Frage ist nur, inwiefern dieses Spiel aussagekräftig ist; sagt es mehr über die mit Farben versehene Person, oder den Spieler selbst? Wahrscheinlich Letzteres. Der Neuropsychologe Jamie Ward veröffentlichte 2004 eine Studie, in der er die Fähigkeit, Auren wahrzunehmen, Synästhetikern zuschreibt. Solche Menschen, die Emotionen und Farben verbinden, scheinen danach auf diese Art ihr eigenes Verhältnis zu anderen Personen wahrzunehmen. Eine angenehm systematisch klare Erklärung, ohne nervenaufreibende Feinstofflichkeit. Allerdings verschärft diese Erklärung meine Bedenken gegenüber der Figur der Hexe Alexandra aus "Die Hexen von Eastwick". Diese Frauen sind für mich schlicht merkwürdige Wesen mit ein paar zu menschlichen Eigenschaften und aus männlicher Sicht geschilderten weiblichen Begierden gespickt mit Hexenklischees. Ob ich mir nun auch den kürzlich als Taschenbuch erschienenen Folgeroman von John Updike "Die Witwen von Eastwick" zulegen werde - ich bin skeptisch und unschlüssig.

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