Dienstag, 6. Oktober 2009

nobelpreisrätseln

Bei weitem kenne ich nicht alle Literaten, die für den diesjährigen Literaturnobelpreis gehandelt werden. Diese Wettliste scheint mir daher sehr informativ. Amos Oz ist also Favorit, einer der mir sprachlich und thematisch auch sehr zusagt. Andererseits - Phillip Roth ist dem Preis oft nah gewesen und hat ihn letztlich doch nicht bekommen. Man wird sehen. Daneben kann über den "Nobelpreis für Ökonomie" seine Einschätzung abgeben. Den Wettquoten zufolge, wird Eugene Fama ganz oben gehandelt. Wobei Oliver Williamson wegen seiner grundsätzlichen Arbeit zur Organisation und Transaktionskosten-Theorie mir als ein sehr würdiger Kandidat erscheint. Insgesamt aber ist die Liste mit sehr vielen Amerikanern bevölkert, wieder mal nicht eine Frau darunter.
Dieser "Wirtschaftsnobelpreis" ist hingegen gar kein normaler Nobelpreis. Es ist genau genommen der Preis für Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Reichsbank gestiftet in Andenken an Alfred Nobel. Alfred Nobel selbst hat entsprechend seiner eigenen Interessen nur fünf Disziplinen, drei Naturwissenschaften, Literatur und Frieden, eingerichtet. Seit 1969 hingegen verleiht die Schwedische Reichsbank daneben den "Wirtschaftsnobelpreis". Friedrich Hayek, österreichischer Ökonom und Preisträger, legte in einer Rede Zweifel an der Funktion eines derartigen Preises dar: "Es handelt sich darum, dass der Nobelpreis einem einzelnen eine solche Autorität gibt, wie sie in der Wirtschaftswissenschaft niemenad besitzen sollte. In den Naturwissenschaften ist dies nicht schlimm. Hier ist der Einfluß, den ein einzzelner ausübt, ein Einfluß auf seine Fachgenossen, und diese werden ihn schnell auf das richtige Maß beschneiden, wenn er seine Kompetenz überschreitet. Aber der Einfluß des Nationalökonomen, auf den es hauptsächlich ankommt, ist ein Einfluß auf Laien, auf Politiker, Journalisten, Beamte und auf die Öffentlichkeit im allgemeinen." Seine Lösung: "Oder Sie sollten zumindest bei Verleihung des Preises den Empfänger an den weisen Rat eines der Großen in unserem Fach erinnern, an Alfred Marshall, der einmal schrieb: Sozialwissenschaftler müssen den Beifall der Mass fürchten: Der Teufel ist mit ihnen, wenn alle Leute gut von ihnen sprechen."
Derartige Überlegungen zu den Folgen des Preises für das Verhalten der Preisträger scheinen mir typisch ökonomisch. Alfred Nobel hingegen hatte seinem Testament nach zu urteilen wohl weniger die Zeit nach der Preisvergabe im Blick, als die Ehrungen von in der Vergangenheit bereits gezeigten besonderen Verdiensten. Denn es soll derjenige geehrt werden, der der Menschheit wertvolle Dienste geleistet hat; der Literaturpreis an denjenigen vergeben werden, "der im idealistischen Sinne das größte literarische Werk hervorgebracht haben wird". Mit der zunehmend wahrgenommenen Bedeutung der Ökonomie hat die Reichsbank ein weiteres Verdienstfeld gesehen und die Tradition und Berühmtheit der Nobelpreise für eine Ergänzung genutzt. In diesem Sinne ist dann doch aber auch der Wirtschaftspreis in erster Linie eine Ehrung für Dienste an der Menschheit und erst in zweiter Linie ein Problem für Anreiztheoretiker. Somit ist die Frage, wie die Komitees die Verdienste von Amos Oz, Eugene Fama und den anderen Nobelpreisverdächtigen einschätzen. Am 8. Oktober wird der Name des Literaturpreisträgers, am 12. Oktober der des Wirtschaftspreisträgers bekannt gegeben.

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