Mittwoch, 30. Dezember 2009

jahre tage

Das vergangene Jahr hatte unterschiedliche Titel: Mendelssohn-Jahr, Bauhaus-Jahr. So steht auch 2010 unter vielfältigen Zeichen: Chopin, Schumann und Melanchthon gehören neben vielen Weiteren zu den bedachten bekannten Persönlichkeiten. Ihre Heimat- und Ruhestätten sowie die Orte ihrer Lebensstationen und andere sammeln Ausstellungen, Vorlesungsveranstaltungen, Lesungen und Konzerten, die des jeweiligen Jahrestitelträgers gedenken. Sie feiern den 200. Geburtstag eines Künstlers, den 90. Geburtstag einer Kunstbewegung - man darf gespannt sein, zu welcher Steigerung der Festivitäten sich die betroffenen Städte anlässlich des 100. Geburtstages aufraffen. Und bei den zahlreichen Ereignissen der letzten Jahrhunderte wo fängt man an und wo auf? Nimmt man neben den Geburtstagen die Todestage hinzu, vervielfältigen sich die Möglichkeiten der Ehrung weiter.
Ist dies ein ehrenvolles Gedenken von Geschehenem, ein Lebendig halten von Kultur oder ein Versuch Reiseziele anzupreisen und neue Publikumskreise zu akquirieren? Auch wenn dieses Gedenken bereits seit einiger Zeit praktiziert wurde, scheint mir doch der Titel "*Jahr" und die große Aufmerksamkeit für die in diesem Rahmen angebotenen Freizeitvergnügen eine recht neue Erscheinung der letzten Jahre zu sein. Wie dem auch sei, interessant ist es in jedem Fall sich fokussiert mit verschiedenen Facetten eines Themas zu beschäftigen, um es sich so differenzierter zu erschließen - die Informationen bleiben außerdem länger im Gedächtnis verhaften - und dazu bietet das Brimborium der Jahre vielfältige Möglichkeiten. Also lasst uns in diesem Jahr freuen auf Chopin und Schumann!

Freitag, 18. Dezember 2009

Montag, 14. Dezember 2009

Kunst im öffentlichen Raum - Igor Mitoraj u.a.


Die Kunst in einem öffentlich zugänglichen Raum hat es einfacher und schwerer als Museumskunst: Einerseits kommt kein aufmerksamer Vorbeigehender um sie herum, andererseits sind sie nicht eins mit den Alltagsgegenständen der Umgebung. Ein Museum bezweckt nichts anderes als die Beherbergung und Ausstellung von Gegenständen, während Straßen und Plätze dem gesamten öffentlichen Leben ohne Fokus auf ästhetische Fragen dienen. Kunst (hier einmal eng als "von Künstlern erkauft" verstanden) kommt daher unerwartet und überraschend, so dass die Ansprüche Vieler an derartige Gegenstände auch ganz andere sein werden: Wie verhält sich das Objekt zur Umgebung? Störend oder ästhetisch eingepasst? Ist eine Bedeutung gerade auch zur Umgebung ableitbar? Außerdem dürfte das Hintergrundwissen des Betrachters im Regelfall dürftiger sein - ein Museum informiert durch Schautafeln umfassender als der öffentliche Platz.
Aus diesen Gründen ist häufig Ratlosigkeit zu erleben. Die oben abgebildete von Igor Mitoraj hat seit 2003 ihren Platz auf dem Krakauer Hauptmarkt gefunden. Es ist nicht leicht ohne iPhone den Künstler herauszufinden, es fällt auch nicht leicht den leeren Kopf dem Turm dahinter zuzuordnen. Umso erfreulicher ist daher, dass auf dem Photo ein Kran hinter dem Kopf aufragt. Häkelprojekte oder Strickattacken wie die in Australien
sind wohl schlicht Geschmackssache. Das Problem der fehlenden Information und Einbeziehung der Öffentlichkeit behebt die interaktive Kunst, wofür die Projekte von Liselot van der Heijden - insbesondere fällt in dem Zusammenhang Rear Window von 2001 ein - ein Zeugnis abgeben. Sie zeigt bspw. einen Film in einem Schaufenster, dessen Figuren wiederum mit einem Fernglas den Zuschauer zu beobachten scheinen. Klare Aussage, klare Einbeziehung und wahrscheinlich demzufolge eine unmittelbare Reaktion der Zuschauer. Wenn die Kunst im öffentlichen Raum das nicht schafft, was nützt ihr dann die Öffentlichkeit?

Freitag, 11. Dezember 2009

Gesellschaften und das Rechtsbewusstsein

In einem Aufsatz von Robert Cooter in der Fordham Law Review von 2006 fand ich folgende, für jeden kulturinteressierten Gesetzesbrecher erhellende Passage:
"First, people in different societies respect and disrespect different laws, and the patterns often seem arbitrary or random. When I was visiting a Swiss colleague, we walked to a department store in Berne. At the store's entrance, the shoppers left bags, bundles, and babies while they nipped inside. I remarked to my colleague, "An American who did this in San Francisco would have his bags and bundles stolen, and he would be arrested for leaving his baby unattended. The Swiss are remarkably honest." He replied, "While I was teaching in Berkeley, I was amazed to find that students seldom cheat on exams. Swiss students think that cheating on exams is their right, and helping others to cheat is their duty." Some data supports the point of this anecdote--that people in different societies internalize and externalize different legal obligations in unpredictable patterns."
Verrückte Leute!?